· 

Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit, Klimaschutz – verschiedene Baustellen oder doch alles eins?

Wir wollen uns in diesem Netzwerk für Zukunftsfähigkeit engagieren. Aber was heißt das eigentlich? Geht es primär um Klimaschutz und Nachhaltigkeit? Oder um Digitalisierung? Politische Mitbestimmung? Bildung? Sonstige Themen?

Um eine derzeit beliebte Formulierung aufzugreifen: Man könnte den Klimawandel mit Blick auf unsere Zukunft als „Mutter aller Probleme“ bezeichnen.  

 

Umweltkatastrophen, Wasser- und Nahrungsknappheit, Verteilungskämpfe, vermehrte Migration aus unbewohnbaren Gebieten, Zunahme sozialer Ungleichheit und Abnahme demokratischer Grundrechte, all dies und mehr steht zu befürchten.

 

Ein logischer Schluss könnte sein:  Richten wir also all unsere Energie auf die Bekämpfung des Klimawandels, andere Probleme sind nachrangig.

 

Inzwischen ist jedoch deutlich, dass alle Maßnahmen zum Klimaschutz zu scheitern drohen, solange dieser als ein isoliertes Problem und nicht im Zusammenhang mit unserer Lebens- und Wirtschaftsweise insgesamt betrachtet wird. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist zu langsam und genügt nicht, wenn wir unseren Lebensstil, unseren Konsum und Energieverbrauch nicht reduzieren.

 

Aber auch gut gemeinte Appelle, weniger Flugreisen zu machen, auf Carsharing umzusteigen oder regionale Lebensmittel zu kaufen, werden leider nicht den Klimawandel aufhalten. All diese Dinge wären sinnvoll, wenn die Mehrheit der Menschen dazu übergehen würde. Und zwar international: Auch jene Menschen im ärmeren Teil der Welt, die nach Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse streben, müssten bereit sein, aus Einsicht heraus im Falle des sozialen Aufstiegs auf ein eigenes Auto, Flüge, importierte Güter und Klimaanlagen zu verzichten und in erneuerbare Energien zu investieren. Das halte ich für illusorisch.

 

Tatsächlich wird aus einigen vorbildlichen Klimaschützern nie eine breite Masse werden, solange unser Gesellschaftssystem national wie international auf Wirtschaftswachstum und Konsumsteigerung ausgerichtet ist und jene, die von diesen Prinzipien profitieren, zugleich großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben während jene, die im Grunde Verlierer dieses Systems sind, ihre Energie vor allem dazu verwenden, möglichst auch einen Teil vom Kuchen zu erhalten.

Wir brauchen eine gesellschaftliche Transformation in Richtung einer Post-Wachstumsgesellschaft mit Veränderungen im Finanzwesen, Ansätzen einer Gemeinwohlökonomie, einer neuen Wertediskussion, einem kreativitätsfreundlichen Bildungssystem sowie weiteren Umwandlungen, damit Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz befürwortet und umgesetzt werden. Dazu gehören unbedingt Konzepte, um mit sozialer Inklusion ernst zu machen und die soziale Gerechtigkeit zu verbessern, auch international nicht mehr auf die Ausbeutung von Menschen zu setzen. Nur wer sich nicht abgehängt fühlt und nicht ums tägliche Überleben kämpfen muss, kann den nötigen Prozess der Umgestaltung zur Zukunftsfähigkeit mit tragen und mit gestalten.

 

Aber ist es nicht entmutigend, zu erkennen, dass Umwelt- und Klimaschutz so viele weitere Baustellen einschließen?

 

Ich finde: Sich ausschließlich auf konkrete Klimaschutzprojekte zu fokussieren (so wichtig und richtig Energiesparen als Privatperson oder Unternehmen ist!), während weltweit der CO2-Ausstoß doch weiter steigt, ist viel entmutigender. Positive Visionen einer gesellschaftlichen Transformation hin zu einer lebenswerten Zukunft zu entwerfen und in verschiedenen Feldern oder "Reallaboren" gemeinsam mit anderen Menschen praktisch umzusetzen, ist hingegen beflügelnd und macht Lust auf Engagement. Ebenso ist es spannend, neue Wege der Lobbyarbeit und politischen Mitbestimmung zu finden, um diesen Wandel zu beschleunigen.

 

Talents for Change heißt mit Blick auf die Vielfalt an Aufgaben also: Wir haben hier die Chance, uns jeweils in jenen Feldern zu engagieren, die uns persönlich am Herzen liegen. Während wir unsere unterschiedlichen Bereiche und Ansätze im Netzwerk gebündelt wissen und insgesamt Teil eines übergeordneten Prozesses gesellschaftlichen Wandels sind – und uns damit direkt oder indirekt auch für Klimaschutz engagieren.

 

Andrea Schwiebert

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Begabung entfalten. Zukunft gestalten.

Abonniere unseren Blog durch Klicken auf das Blog-Icon!